Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Zeiten der Covid 19 Pandemie in Brasilien nach seiner Wahl griff er auf eine typisch rechte Kommunikationsstrategie zurück: Er mobilisiert seine Anhänger:innen gegen konstruierte Feinde, vor allem gegen indigene Völker, Frauen und Menschenrechtsaktivist:innen (Anderson 2019. Seine Regierung wird von drei konservativen Gruppen des Landes gestützt: dem Agrobusiness, den evangelikalen neopentekostalen Kirchengemeinden und Vertreter:innen der Waffenindustrie (Biroli 2021; Quadros Madeira 2018. Diese drei Gruppen sind im brasilianischen Parlament repräsentiert und bildeten Bolsonaros Anhänger:innenschaft als er während der Zeit der Arbeiterpartei Regierungen unter Luis Inácio Lula da Silva (2003 2010) und Dilma Roussef (2011 2016) als Bundestagsabgeordneter im Parlament saß. Die zum Teil unterschiedlichen Interessen dieser drei Gruppen konvergieren unter Bolsonaro zu einem rechtsradikalen Projekt mit Übereinstimmung in Bezug auf Fragen der Sicherheit und Ordnung, auf die Vorstellungen über die Rolle der sogenannten traditionellen Familie in der Gesellschaft sowie auf einen neoliberalen Wirtschaftskurs mit einem Schwerpunkt in den Bereichen Agrarexportwirtschaft und Rohstoffexporte (Vestena 2020. Austerität, Privatisierungen und Kürzungen bei öffentlichen Investitionen sind die Grundprinzipien von Bolsonaros Wirtschafts und Sozialpolitik (Domingues 2020: Der aktuelle Wirtschaftsminister Paulo Guedes, der während der Pinochet Diktatur in Chile ausgebildet wurde, symbolisiert Domingues (2020) zufolge diese Verflechtung neoliberaler Wirtschaftspolitik mit politischem Autoritarismus.
Bereits das während des Wahlkampfs 2018 vorgestellte Regierungsprogramm sah die Förderung eines privaten Gesundheitswesens und das Einfrieren der Ausgaben für das universelle Gesundheitssystem (Sistema Único de Saúde, SUS) vor. Das SUS ist die zentrale Säule der brasilianischen Gesundheitspolitik und weltweit für seinen universellen, kostenfreien und flächendeckenden Charakter bekannt (Castro et al. 2019. Anstatt die Kapazitäten des SUS zu stärken eine Strategie, die gerade für den Umgang mit der Pandemie sowie für die Impfkampagne relevant gewesen wäre setzte sich Bolsonaro im Rahmen einer Staatsreform im Jahr 2019 für die Reduzierung der Personalkosten in den öffentlichen Krankenhäusern Obwohl Bolsonaro 2018 als Mitglied der Sozialliberalen Partei (Partido Social Liberal, PSL) gewählt wurde, verließ er diese Partei aufgrund einer internen Führungskrise und angeblicher Korruptionsaffären am Ende des ersten Regierungsjahres (Mazui Rodrigues 2019. Parteiwechsel sind jedoch kein Novum in seiner politischen Karriere. Seit seinem ersten Amt als regionaler Abgeordneter im Bundesstaat Rio de Janeiro 1989 war Bolsonaro Mitglied in acht verschiedenen Parteien (Langevin 2020. 177 https: doi. org 10. 5771 9783748930020, am 24. 02. 2022, 23:42:05 Open Access. c) BY SA. http: www. nomos elibrary. de agb