Ungleichheit in Zeiten von Corona oder Lateinamerikas Wege in die Zukunft zufriedenstellend: Mit einem durchschnittlichen Steueraufkommen von 23 Prozent des BIP im Jahr 2018 ist die Region weit von dem Durchschnitt der OECD Länder mit 34, Prozent entfernt. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Steuersysteme in Lateinamerika stark regressiv ausgerichtet sind und oder nicht genügend Ressourcen mobilisieren, um die aktuelle Gesundheits und Wirtschaftskrise zu überwinden und eine inklusive und nachhaltige Entwicklung zu finanzieren.
Ein ausgewogenes Steuersystem kann politisch durch folgende Maßnahmen wirksam umgesetzt werden: Die Abschaffung pauschaler Steuerbefreiungen für hohe Einkommen und Vermögen könnte je nach Land zusätzliche Einnahmen zwischen und Prozent des BIP generieren (CEPAL Oxfam 2019: 24. Bei der Einkommenssteuer gibt es viel Spielraum: Die Spitzensteuerbelastung liegt bei 25 40 Prozent, bei Finanzund Kapitaleinkommen sogar nur bei 15 Prozent; eine Vermögenssteuer haben derzeit nur Argentinien, Uruguay und Kolumbien (CIAT 2018. Insgesamt zahlen die oberen 10 Prozent der Einkommen in Lateinamerika einen durchschnittlichen effektiven Steuersatz von nur 5, Prozent auf ihr Einkommen, in einigen Fällen sogar nur 3 Prozent (Amarante Jimenez 2016: 62. Mit dem öffentlichkeitswirksamen Einsatz von Steuergeldern, zum Beispiel für den Bau von Krankenhäusern, kann die Steuerlegitimität auch bei den wirtschaftlichen Eliten Lateinamerikas erhöht werden (für weitere Vorschläge für neue Steuerreformen siehe auch: Ruiz 2020. Insofern stimmt es auch für Lateinamerika: Genug Ressourcen sind da. Es geht nur um ihre Mobilisierung und kluge Verteilung. Corona ist die Stunde der Politik.
Schluss: Die Zeit von Corona ist die Zeit der Veränderung!
Nach der Krise ist vor der Krise! Die Schockwellen, mit denen das Coronavirus das zersplitterte Lateinamerika zum Knirschen bringt, garantieren keine Veränderung. Krisen sind Prozesse, in denen soziale, ökonomische, kulturelle und politische Konstellationen erschüttert werden oder zerbrechen. Sie bieten die Chance auf neue Konstellationen; aber ebenso können die bestehenden Verhältnisse gestärkt werden. Wenn Lateinamerika nach der Krise in die alten Muster zurückfällt, werden bald die Banken und die großen Unternehmen wieder bestimmen. Dann werden eine neue Austeritätspolitik und Spardiktate die Oberhand gewinnen, die mehr Menschen als Corona das Leben nehmen. Die sozialen Dienste werden weiter abgebaut und bieten immer weniger Schutz. Wenn die nächste Pandemie oder die Klimakrise, die ebenfalls keine Grenzen kennt. diese letzten 101 https: doi. org 10. 5771 9783748930020, am 24. 02. 2022, 23:42:05 Open Access. c) BY SA. http: www. nomos elibrary. de agb