Die Corona Pandemie in Lateinamerika Lateinamerika ist die am stärksten urbanisierte Region der Welt. 81 Prozent der Bevölkerung lebt in Städten und 35 Prozent davon in urbanen Metropolen mit mehr als einer Million Einwohner innen. Auf dem Kontinent befinden sich zudem fünf so genannte Megastädte mit mehr als zehn Millionen Einwohner innen. In Lateinamerika verbindet sich der hohe Urbanisierungsgrad mit einer starken Wohnsegregation. Arme und Reiche leben in getrennten Stadtteilen mit sehr unterschiedlichen Infrastrukturausstattungen. Die städtischen Haushalte von Menschen in Armut und extremer Armut leiden überdurchschnittlich stark unter engen Wohnverhältnissen. 22 Prozent der in Armut lebenden Bevölkerung hat keinen Zugang zu fließendem Wasser, 34 Prozent lebt ohne Internetanschluss und 45 Prozent ohne eigenes Bankkonto. Zwei Drittel der Armen leben in Städten (Lustig Tommasi 2020: 286; CEPAL 2021: 18 Für sie ist unter den gegebenen Wohnverhältnissen die soziale Distanzierung und regelmäBiges Händewaschen nur schwer möglich ihre Vulnerabilität gegenüber der Pandemie ist daher extrem hoch.
Ein weiterer Risikofaktor in der Corona Pandemie ist der mangelhafte Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Qualität der Gesundheitssysteme selbst. Dies betrifft insbesondere Menschen, die im informellen Sektor tätig sind oder in ländlichen Regionen leben. Vor der Corona Pandemie waren nur 60, Prozent der Bevölkerung Lateinamerikas gesundheitsversichert (CEPAL 2021: 31. Mit 64, Prozent sind die städtischen Einwohner innen häufiger versichert als Menschen im ländlichen Raum (43, Prozent. Die öffentlichen Gesundheitssysteme in Lateinamerika sind chronisch unterfinanziert. Die staatlichen Ausgaben für Gesundheit sind mehrheitlich weit von den von der WHO empfohlenen sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts entfernt (CEPAL 2021: 19. Die Krankenhäuser können in vielen Ländern nur unzureichend auf die steigenden Bedarfe durch die Corona Pandemie reagieren. Bei der Ausstattung der Krankenhäuser mit Betten und Personal schneiden Guatemala, Haiti, Honduras, Nicaragua und Venezuela sehr schlecht ab, die obere Spitze bildet Kuba, gefolgt von Chile und Brasilien (CEPAL 2021: 20. Viele Menschen sterben, weil sie während der Corona Pandemie keinen Platz im Krankenhaus bekommen.
Betroffen von den negativen Auswirkungen der schwachen Gesundheitssysteme sind Menschen mit niedrigem Einkommen und informellen Arbeitsverhältnissen sowie Arbeitslose, Migrant innen, Kinder und Alte, die sich keine private Gesundheitsversorgung leisten können. In der Pan1 Mexiko Stadt, Lima, Buenos Aires, Río de Janeiro und São Paulo.
25 https: doi. org 10. 5771 9783748930020, am 24. 02. 2022, 23:42:05 Open Access. c) BY SA. http: www. nomos elibrary. de agb